Agenturszene am Bodensee

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Interview mit Mark Joachim „Die Einsatzmöglichkeiten mobiler Applikationen sind enorm vielfältig“

Mobile-Marketing spielt langfristig immer mehr eine wichtigere Rolle im Marketing-Mix eines Unternehmens, deshalb ist es sehr wichtig, nicht ohne das nötige Hintergrundwissen zu agieren. Ich traf Mark Joachim Geschäftsführer der tarienna GmbH aus Friedrichshafen in Köln auf ein Interview.

Paul Bieber: Wie von Ihrer Website zu entnehmen analysiert, bewertet und optimiert die tarienna GmbH Unternehmensprozesse und entwickelt individuelle Software insbesondere im Bereich Webanwendungen und Applikationen für das Apple iPhone® und iPad®. Das hört sich ja ziemlich kompliziert an. Können Sie das für unsere Leser verständlicher erklären?

Mark Joachim: Man kann sich das vielleicht mit dem Bild von einem Baum veranschaulichen. Im Laufe der Jahre wächst und verästelt er sich immer weiter. Das begünstigt die Entstehung von Parallelstrukturen. Die verringern die Effizienz der internen und externen Unternehmensabläufe, was zum Teil zu erheblichen Kosten führen kann. Deshalb sollten Softwaresysteme als auch Unternehmensprozesse regelmäßig auf den Prüfstand gestellt und gegebenenfalls den aktuellen Zielen und Anforderungen angepasst werden. Oder um noch einmal auf das Bild des Baumes zurückzukommen: Dieser muss ab und zu beschnitten werden, um wieder richtig wachsen zu können. Optimale Prozesse sind für unsere Kunden ein klarer Wettbewerbsvorteil.

Paul Bieber: Inwieweit kann ein Unternehmen im Marketing-Mix von Ihnen profitieren?

Mark Joachim: Die tarienna GmbH entwickelt sogenannte Apps für das iPhone® und das iPad®. Wir sehen diese Applikationen jedoch nicht als losgelöste und monolithische Produkte sondern stellen sicher, dass sich die mobile Welt nahtlos in die bestehende Infrastruktur des jeweiligen Unternehmens integriert. Zum Beispiel sorgen wir dafür, dass Marketingaktionen wie Gewinnspiele direkt aus der Unternehmenssoftware auf die mobilen Geräte übermittelt werden, statt nur statische Produktinformationen anzubieten. Die Integration in ein bestehendes Shopsystem erschließt unseren Kunden den Bereich Mobile Commerce. In einem Rückkanal – also vom Benutzer zum Unternehmen – wird der Community-Gedanke aufgenommen und das Unternehmen erhält wichtige Informationen zu seinen Produkten durch Bewertungen, Empfehlungen und das Kaufverhalten.

Paul Bieber: Sie programmieren wie gerade erwähnt iPhone® und iPad® Apps. Wie wichtig werden solche Apps in Zukunft?

Mark Joachim: Laut einer Studie werden die mobilen Geräte bereits 2013 bei der Benutzung des Internets den klassischen PC abgelöst haben. Leistungsfähige mobile Plattformen wie zum Beispiel Smartphones sind seit der Markteinführung des iPhones wie Pilze aus dem Boden geschossen und sind aus der heutigen Kommunikationswelt nicht mehr wegzudenken. Besonders im Marketing werden die mobilen Geräte eine entscheidende Rolle spielen, denn als Unternehmen oder Marke, kommen sie mit keiner anderen Werbeform so nah an die Kunden heran.
Aber auch in anderen Bereichen werden solche Systeme eine immer größere Rolle spielen. Dies liegt vor allem auch daran, dass unser Leben, beruflich wie privat, immer mobiler werden wird. So ist es zukünftig entscheidend, dass ich von jedem beliebigen Ort auf Unternehmensdaten zugreifen kann, dass ich meine Prozesse überwachen und steuern kann und natürlich auch, dass ich mich über Produkte informieren und diese im selben Moment, quasi mit einem Fingertipp, kaufen kann.

Paul Bieber: Was kostet eine App?

Mark Joachim: Diese Frage lässt sich so leicht leider nicht beantworten. Es gibt jedoch zwei entscheidende Faktoren, die den Preis beeinflussen. Der erste ist die individuelle Gestaltung der Oberfläche sowie das Bedienkonzept. Es ist für eine Marke von entscheidender Bedeutung, sich von den Mitbewerbern abzuheben. Dies gilt auch für die Präsentation einer Marke in der mobilen Welt. Hier reicht die Funktionalität, zum Beispiel ein Produktkatalog, nicht mehr aus. Dem mobilen Benutzer muss ein Mehrwert geboten werden und das Bedienen soll Spaß machen und einfach sein. Das beste Beispiel hierfür ist das iPhone® selbst. Im Prinzip war es bei der Markteinführung ein Handy wie viele andere auch, es hatte sogar Komponenten, die bei anderen Herstellern bereits als veraltet galten. Der Siegeszug des iPhones lag also nicht in dessen Funktionalität sondern in dessen Design und Bedienkonzept. Es macht einfach Spaß das iPhone® zu benutzen und dies muss bei der Entwicklung der eigenen App berücksichtigt werden. Der zweite große Kostenfaktor ist die technische Anbindung der App an die bestehende ITCLandschaft eines Unternehmens.

Paul Bieber: Wie entsteht eine solche App?

Mark Joachim: Grundsätzlich gibt es drei Arten mobiler Applikationen. Dies ist erstens eine reine Webapplikation, die für die Displaygröße der mobilen Plattformen optimiert ist, zweitens native Applikationen, also Software die für ein spezielles Zielsystem, zum Beispiel das iPhone®, entwickelt wird und drittens sogenannte hybride Anwendungen, die eine Mischform der ersten beiden Varianten darstellt.
Der Entwicklungsprozess läuft im Grunde so ab, dass zunächst in einer Konzeptionsphase die Wünsche und Ziele des Kunden ermittelt werden und die zukünftige Software entworfen und technisch dokumentiert wird. In der sich anschießenden Entwicklungsphase wird die App realisiert und im letzten Schritt im AppStore bereitgestellt.

Paul Bieber: Mit welchen Tools programmieren Sie Apps?

Mark Joachim: Native Apps für das iPhone® werden mit entsprechenden Entwicklungstools der Firma Apple entworfen und programmiert. Webbasierte mobile Applikationen können mitunterschiedlichen Entwicklungsumgebungen erstellt werden. Hier kommen mondernste Technologien wie HTML5 und JavaScript zum Einsatz, um dem Benutzer das gleiche Benutzungserlebnis zu bieten, wie er es von einer nativen Applikation gewohnt ist.

Paul Bieber: Wie kommt eine App in den AppStore?

Mark Joachim: Hierfür gibt es standardisierte Verfahren, welche von Apple definiert sind. Die tarienna GmbH unterstützt ihre Kunden bei der Auswahl des geeigneten Verfahrens und stellt auf Wunsch die Apps auch direkt in den AppStore ein.

Paul Bieber: Wurde von Ihnen einmal eine App abgelehnt?

Mark Joachim: Bisher nicht. Dies liegt aber insbesondere daran, dass die tarienna GmbH im Bereich der Unternehmenssoftware entwickelt und somit Apps entstehen, die direkt an diejeweiligen Kunden ausgerollt werden. Die Installation der Apps erfolgt dann quasi über einen eigenen „AppStore“ des Unternehmens und nicht über den Apple AppStore.
Aufgrund unserer Erfahrung können wir jedoch sehr genau einschätzen, ob eine Applikation von Apple abgelehnt werden könnte und weisen unsere Kunden vor der Entwicklung darauf hin, um gegenzusteuern.

Paul Bieber: Welche App im AppStore wurde von Ihnen programmiert?

Mark Joachim: Aktuell haben wir drei Apps im AppStore. Einen Biergartenführer für München, ein Berechnungstool der Firma ROHDE & SCHWARZ sowie unsere eigene tarienna App mit Informationen über unser Unternehmen und einem Entscheidungshelfer für spontane Ideen aus den verschiedensten Lebensbereichen.
Ein Großteil der von uns entwickelten Apps landet jedoch nicht im AppStore, da diese für Unternehmen entwickelt werden und nicht für die breite Öffentlichkeit bestimmt sind.

Paul Bieber: Können Apps auch für mittelständische Unternehmen interessant sein? Wenn ja, nennen Sie uns ein paar Beispiele.

Mark Joachim: Ja natürlich! Wie bereits erwähnt gibt es die Bereiche Mobile Marketing, Mobile Commerce und Mobile Business. Alle drei Bereiche spielen für sich aber auch in der Kombination miteinander eine entscheidende Rolle. Wenn ich zum Beispiel mein Marketing durch einen mobilen Produktkatalog oder elektronische Bedienungsanleitungen erweitere ist der Schritt zur direkten Bestellung aus dem Katalog heraus (Mobile Commerce) die logische Konsequenz. Wenn Außendienstmitarbeiter eines Unternehmens gerade bei einem Kunden sind und zum Beispiel auf Bestellinformationen zurückgreifen müssen, ist der Bereich Mobile Business wichtig. Die Einsatzmöglichkeiten mobiler Applikationen sind enorm vielfältig und wir haben viele Ideen sowohl für den kleinen Handwerksbetrieb, den Mittelständler und den Konzern. Die Branche spielt dabei keine entscheidende Rolle.

Paul Bieber: Es wird ja darüber diskutiert, ob Apps eine Möglichkeit sind, den Content von Printmedien auch im mobilen Internet zu monetarisieren. Wie beurteilen Sie diese Möglichkeit?

Mark Joachim: Aus meiner Sicht wird hier ein entscheidender Punkt vernachlässigt. Einige Anbieter aus den Printmedien, zum Beispiel Zeitungsverlage, haben versucht durch Abonnements ihre Nachrichten zu monetarisieren. Die Schwierigkeit ist aber, dass viele Informationen, für die ich in der App bezahlen soll, im Internet kostenlos zur Verfügung stehen. Das ist für den Kunden nicht nachvollziehbar.
Aus meiner Sicht muss dem Käufer ein zusätzlicher Mehrwert geboten werden, für den er dann auch bereit ist zu zahlen. Statische Informationen sind da nicht der richtige Weg. Angefangen bei personalisierten Inhalten über die Interaktion mit dem Anbieter und anderen Lesern bis hin zu Gewinnspielen oder anderen Marketinginstrumenten sind nur einige Beispiele, die leicht in eine solche App integriert werden können. Sie würden dem Leser ein Erlebnis bieten, das er weder von der Printausgabe noch vom Onlineformat kennt ohne jedoch den Wiedererkennungswert des Anbieters zu vernachlässigen. Dafür würden Benutzer sicher auch gern ein paar Euro bezahlen.

Paul Bieber: Herr Joachim, vielen Dank für das Interview!

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