Agenturszene am Bodensee

Die Agenturszene am Bodensee richtet sich an Marketingverantwortliche, Werbungtreibende, Kreativ- und Media-Agenturen, Vermarkter, Webseitenbetreiber, Designer, Geschäftsführer am Bodensee.

Winner & Looser

Ist ein Agentur-Pitch fair?

5 Kommentare

Nachdem ich vor kurzem bei einem Online-Marketing-Pitch als unabhängiger Pitch-Berater eingeladen wurde, stellte sich mir die Frage, ob ein Pitch immer fair ablaufen würde. Und damit meine ich in erster Linie, ob die Leistung, die die Agenturen im Vorfeld erbringen auch gut vergütet werden und wie mit den Agenturen bzw. geleisteten Arbeiten umgegangen wird.

Aber was ist eigentlich ein Agentur-Pitch?

Ein Agentur-Pitch ist in der Werbebranche das tägliche Geschäft. Er stellt seid mehr als 10 Jahren das harte Realitätsgeschäft von einer Werbeagentur zur nächsten dar. In einer Pitch-Einladung erhält beispielsweise eine Kreativ-Agentur den Auftrag eines Großkunden. Gleichzeitig geht dieser Auftrag auch an anderen Agenturen. Nehmen wir an, es seien nur zwei, was natürlich unrealistisch ist, denn im Normalfall kämpfen oft bis zu 5 Agenturen und mehr um einen Auftrag, in dem es um ein Spitzenetat geht. Bis dahin ist es allerdings ein langer Weg und häufig steht einer am Ende mit nichts da oder wird mit einer geringen Aufwandsentschädigung abserviert. Zudem werden die geleisteten Arbeiten immer häufiger vom Auftraggeber durch Copyrights geschützt. Das bedeutet unter anderem auch, dass die Agenturen Ihre Rechte an Ihrer Kreativ-Arbeit abgeben. Und ab und zu auch ohne je ein Euro gesehen zu haben.

Winner & Looser
Bild-Quelle: www.istockphoto.com

Würde sich innerhalb eines Pitch’s lediglich die eine Kreativ-Agentur mit einer anderen um einen Großauftrag bemühen, so wäre von Anfang an klar: Es gäbe nur einen Gewinner bzw. Verlierer.
Wächst im Pitch die Anzahl der Agenturen, so ist es verständlich, dass es mehrere Verlierer innerhalb der Branche geben muss. Die Agenturen wissen das!

Doch warum setzen sie immer wieder aufs Neue Kraft, Kreativität, Finanzen und Material ein und nehmen an einem Kreativ-Pitch teil?

Die traurige Wahrheit ist das Überangebot, sprich die Konkurrenz. Jede Agentur möchte sich behaupten, sich beweisen und geht den Kreativ-Pitch ein.
Doch die Konkurrenz belebt auch das Geschäft und so ist es ebenso der Fall, dass Agenturen meist gar keine andere Wahl bleibt, als eine Pitch-Einladung anzunehmen. Die Mitarbeiter wollen ebenso jeden Monat bezahlt werden, wie die Miete und so ist es einzusehen, dass das gemeinschaftliche Denken gewinn- und verlustabhängig ist.
Die Chancen bestehen immerhin, dass ein Agentur Pitch zugunsten der eigenen Werbeagentur geht und ein Großauftrag winkt. Für diesen Fall lohnt sich der Aufwand dann selbstverständlich.
Andererseits hat sich der Pitch als Methode von Unternehmen derart etabliert, dass es für Kunden keine wirklichen Nachteile mehr mit sich bringt, eine Agentur mithilfe dieses Instruments auszuwählen. Die Maßstäbe und Kundenselbstverständlichkeiten liegen unfairerweise so hoch, dass es für die Kreativagentur oder die Werbeagentur gilt, sich anzupassen und der Pitch-Einladung Folge zu leisten, denn „was sollen sie sonst auch machen…“

Sehr oft müssen die Agenturen auch eine hoch dotierte Verschwiegenheitserklärung unterschreiben. Weswegen man auch nur sehr selten hört, dass eine Agentur in einem Pitch unfair behandelt wurde. 😦

Einige interessante Geschichten zu Pitch’s im deutschsprachigen Raum können auch auf den Facebookseiten http://www.facebook.com/pitchetiquette und http://www.facebook.com/gegenschwarzeschafe verfolgt werden.

Ein aktuelles Beispiel ist zur Zeit auch auf Horizont.net zu finden „Porsche-Pitch sorgt für Empörung

Autor: Paul

Extremschwimmer, Eisschwimmer, mehrfacher Deutscher Meister, Rekordhalter & Weltmeister im Winterschwimmen. Schwimmtrainer, Aqua Fitness Trainer und Rettungsschwimmer.

5 Kommentare zu “Ist ein Agentur-Pitch fair?

  1. Hallo Paul,
    Deine Ausführungen über Agentur-Pitches ist richtig. Diese Praktik gibt es schon seit mehreren Jahrzehnten. Die wesentliche Frage ist aber: Warum veranstaltet ein Kunde eine Wettbewerbspräsentation? Um die Jahrtausendwende war ich einige Zeit Pitch-Berater und habe Kunden in ganz Europa geholfen, die richtige und passende Agentur zu finden. Meistens konnte ich dem Kunden einen Pitch ausreden. Denn häufig ist ein Pitch auch Ausdruck eines Misstandes auf Kundenseite. Briefings sind austauschbar, unpräzise und allgemein gehalten. Ich habe die Erfahrung gemacht, wenn man einen Kunden richtig berät, mit ihm zusammen ein gutes Briefing schreibt, dann erübrigt sich meistens eine Wettbewerbsausschreibung. Denn dann weiss der Kunde genau, was er will und damit auch, was er braucht und v.a. wer ihm das liefern kann.
    Beste Grüße,
    Tibor Borbély

  2. Hi Tibor,
    grundsätzlich habe ich nichts gegen Pitch’s. Ich finde sogar eine Wettbewerbspräsentation sehr nützlich, da verschiedene Agenturen im Wettbewerb zeigen können, was Sie drauf haben. Allerdings bin ich der Meinung, dass es eine Art Aufwandsentschädigung für die geben sollte, die am Schluss nicht das Rennen gemacht haben. Jede Arbeit sollte einen fairen Preis haben! Oder? Nur blöd, dass viele Agenturen sich auf solche Verträge einlassen…

  3. Upps, wenn ich das lese, kommt es mir vor, als wenn es um wissenschaftliche Auftragsarbeiten/Projekte geht. Denn dort findet das gleiche statt. Verschiedene Institute bewerben sich mit einem Angebot beim potentiellen Auftraggeber. Und da es in der Wissenschaft allen Beteiligten auch nicht an Kreativität mangelt, scheint mir, dass es dann letztlich der Preis ist, der zum erhobenen Daumen führt. Die Synchronität zwischen Werbewirtschaft und Wissenschaft ist mir dank Deines Beitrags nochmal deutlicher geworden. Ich erschrecke zunächst – doch realistisch scheint es so, dass die gleichen Mechanismen am Werk sind.

  4. Wäre auch dafür, daß beim Pitch den beteiligten Unternehmen eine Aufwandsentschädigung bezahlt wird. Sonst wird die investierte Zeit den bestehenden Kunden quasi „in Rechnung“ gestellt, denn die Mitarbeiter müssen ja bezahlt werden. Natürlich wird sich das nicht durchsetzen, aber wenn Kunden weiterhin glauben daß teuer = gut ist und nicht erkennen, daß gerade ganz große Agenturen auch ganz große Kostenstrukturen haben (und nicht unbedingt die Besten sind), dann ist den Kunden eben nicht zu helfen. Lustiges Video dazu auch hier: http://www.youtube.com/watch?v=2wIuunNnEZA

  5. Pingback: Was macht das Projektmanagement in Agenturen? « Agenturszene am Bodensee

Hinterlasse einen Kommentar